Entschuldigen Sie bitte die Nachfrage – Sind Sie sexuell verfügbar?
Das Wetter am letzten Freitag versprach die Ankunft des Sommers mit der wahrnehmbaren Verzögerung und sofort stellte sich im öffentlichen Leben meiner Stadt dieses sommerliche Hochgefühl von Unbeschwertheit und dem Wunsch nach Genuss des Lebens ein.
Das Leben schlechthin, mit all seinen positiven zuckersüßen Facetten!
Nicht nur schöne junge Frauen, aber in der Regel die mit einem die Figur betonendem Outfit haben sich an die frische Luft gewagt. Mit Sonnenbrille sowieso und auch oft schon mit leichter Vorbräune, die – wenn nicht übertrieben – durch entsprechende sommerliche Kleidung ein gewisses Attraktivitätsplus suggerieren kann.
Die Straßencafes waren ausgebucht. Die Menschen waren einfach gut drauf!
Selbst ältere weiße Männer wie ich erahnen dann noch wehmütig – in immer länger werdenden Abständen – wie sich dieses früher andauernde Gefühl s.Zt. positiv auf den eigenen Gemütszustand auswirkte.
Einer dieser Augenblicke, just als ich einen freien Platz in einem Straßencafe erspähte, bescherte mir ein Erlebnis, dass ich nie wieder vergessen werde.
Okay, alter weißer Mann, hin oder her!
Allerdings hier und konkret 190 cm lang, den kleinen Bierbauch von einem schicken Hemd sinnvoll in seine unsichtbaren Grenzen verwiesen und dank Silber-Shampoo graumeliertem Haar mit dem Selbstbewusstsein ausgestattet sich noch nicht der Opa-Generation mit den ausgewiesenen beigen Flanell-Hosen zugehörig fühlen zu wollen.
Ältere grauhaarige Männer, da stehen die Frauen drauf, habe ich mir zigmal sagen lassen…
Sie saß mir gegenüber.
Sie hätte meine Tochter sein können, also in einem Alter zwischen 35-40.
Eine Brünette, mit all dem Zauber ausgestattet, den einen jüngeren Mann ständig und einen älteren Mann phasenweise um den Verstand bringen kann.
Leider habe ich mich gerade eben in einer dieser Phasen befunden und konnte den Blick nicht davon lassen, wie sich sich mit der linken Hand durch ihr mittellanges Haar strich und mit der rechten Hand ein riesiges Eishörnchen schleckte, wie nur eine so attraktive Frau an einem seltenen Sommertag riesige Eishörnchen schlecken kann.
Mich interessierte die mögliche Augenfarbe nicht mehr, selbst Ihr Name war mir einerlei.
Verheiratet, gar Mutter?
Geschenkt!
Kann sie sprechen?
Nicht so wichtig! Oder doch?
Ganz der erfahrene souveräne „Golden-Ager“ habe ich – um ihr meine bodenständige Männlichkeit zu erkennen zu geben – in kürzester Zeit Zwei Halbe Liter feinsten Gerstensaftes vernichtet, worauf hin meine ohnehin schon gute Phase von einem euphorisierten in einen aphrodisierten Aggregatszustand übergegangen ist.
Dieses Eishörnchen war so riesig, dass ich zunächst erwägte noch einen dritten Halben zu bestellen, mich aber dann spontan entschlossen habe in die Offensive zu gehen.
Ich habe meine Ray-Ban abgenommen, mein vermeintlich gewinnendes Lächeln abgerufen und augenzwinkernd gefragt:
„Lady, wären Sie spontan sexuell verfügbar?“
Ob ich jetzt damit gerechnet habe, dass sie mich direkt auf die Toilette des Cafes zehrt, kann ich heute nicht mehr sagen.
Dennoch hat mich ihre Antwort im Nachhinein überrascht, in meiner mir spontan eingeredeten Unwiderstehlichkeit in Bezug auf Frauen:
„Selbstverständlich, aber nicht für Sie!“
Ihre ruhige und gelassene Offenheit und vermutlich auch meine direkte höfliche Fragestellung war die Basis für ein konstruktives Gespräch über die Menschen allgemein und über Männer und Frauen im Besonderen. Über ihre unterschiedlichen Erwartungshaltungen gegenüber dem anderen Geschlecht und ja, auch über die erotischen Phantasien die Männlein und Weiblein mit dem anderen Geschlecht entwickeln und verbinden.
Ich habe die Schönheit noch auf einen Cappuccino eingeladen und wir sind in dem Bewusstsein auseinandergegangen, dass die gegenseitige Anziehungskraft der zwei Geschlechter, die erotischen Strömungen und Spannungen die Essenz sind, warum sich die Menschheit auch immer weiterentwickelt hat. Losgelöst von sozialen und gesellschaftsspezifischen Komponenten, die die Fortpflanzung der Menschen und ihr exponentielles Wachstum global bestimmt haben.
Wir waren uns einig, dass wir als Gesellschaft von Frauen und Männern auch von diesen wunderschönen und aufregenden Gefühlen profitieren und als aufgeklärte Gesellschaft uns – im Bewusstsein unserer gegenseitigen Anziehungskraft – mit Respekt begegnen, wie wir das zumeist in der Vergangenheit getan haben.
Die ganze Geschichte war dann abrupt zu Ende, als sie schließlich von Ihrer Frau/Freundin abgeholt wurde, der ich vermutlich ähnliche Fragen gestellt hätte…
Liebe Leser,
diese fiktive und hoffnungslos überzeichnete Geschichte ist der Versuch sich mit solchen Beiträgen, wie dem nachstehenden der „Süddeutschen Zeitung“ zurechtfinden zu können und soll uns allen helfen darüber nachzudenken, welchen untragbaren Konsequenzen dieser politisch entwickelte Aushebelung unserer Gesellschaft wir uns ausgesetzt sehen müssen.
Das der politisch forcierte, nicht organisch gewachsene Feminismus zu erheblichen Irritationen bei der Wahrnehmung der derzeitigen Rollenbilder führt, kann an dieser Stelle nicht Gegenstand der Betrachtung sein.
Nachtrag: Wie ich gerade gesehen habe, ist der Artikel bereits aus Juli 23, dürfte aber seine Brisanz eher nicht verloren haben.
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-eis-kolumne-1.6025837?reduced=true